Das Festlegen von Organisationszielen ist weit verbreitet. Klare Organisationsziele steigern die Motivation und verbessern die Ergebnisse. Unabhängig davon, wie groß die Organisation ist. Im folgenden Artikel spüren wir dem Sinn und der Bedeutung von Zielen nach, damit wir die Produktivität und den Nutzen für Organisationen stärken können.
1. Welche Bedeutung haben Ziele?
Als reflektierende Menschen ist die Sehnsucht in uns verankert, für unser Leben einen Sinn zu deuten [1], [2]. Diese Sehnsucht können wir als eine gerichtete Bewegung [3] verstehen auf der Suche nach unserer subjektiven Zweckwahrheit. Diese Zweck sollen unserem Leben in der Zukunft eine Antwort geben, die uns eine wertvolle Wirkung in der Wirklichkeit [4] ermöglicht.
Diese Suche erzeugt jedoch für jeden Mensch ein Komplexität, weil sie viele Fragen aufwirft, die nur der Einzelne für sich beantworten und entscheiden kann. Luhmann schließt, dass unser rationales Denken (=Rationalität) das Problem dieser Suche erzeugt, aber auch gleichzeitig hilft diese Komplexität zu reduzieren.
Luhmann erkennt, dass unsere Rationalität uns lehrt von begrenzten Ressourcen auszugehen und wir Ziele als Mittel zum Zweck definieren um gewünschte künftige Zustände festzulegen. Diese Festlegung von Zielen und begrenzten Ressourcen dient einer Organisation und ihren Menschen als Zwecksetzung. So definieren strategische Ziele schlicht den Fokus der Organisation um auf alle anderen Möglichkeiten zu verzichten.
People think focus means saying yes to the thing you've got to focus on. But that's not what it means at all. It means saying no to the hundred other good ideas that there are. You have to pick carefully. I'm actually as proud of the things we haven't done as the things I have done. Innovation is saying no to 1,000 things [10].
Steve Jobs
So helfen Ziele der Zweckbestimmung einer Organisation, die mindestens Wachstum und Erhalt der Organisation beinhalten. Im Artikel zur Kulturbiosphäre haben wir die Analogie des Gewächshauses gewählt. Bleiben wir den Analogie treu, dann entspricht das Gewächshaus der Organisation, welches sich in den Strukturen erweitert in seiner Größe und Statik, damit es mehr Pflanzen versorgen kann zur Erfüllung des Zwecks.
Ziele unterstützen zeitliche und inhaltliche Komplexitätsreduktion, weil zukünftige Zwecke in mittelfristige Zwecke reduziert werden. Ebenso mittelfristige in kurzfristige Zwecke. Ebenso können abstrakt inhaltliche Zustände in ihrer Komplexität reduziert werden, indem sie als Ziele konkretisiert werden.
2. In welche Elemente lassen sich Ziele strukturieren?
Im folgenden werden wir uns nun die Kernelemente anschauen, die Ziele definieren können. Sie sind zu verstehen wie eine Pyramide mit verschiedenen Ebenen, wobei die untere Ebene zur nächsthöheren Ebene immer eine gewisse Ableitung darstellt. Deshalb ist es auch eine Hierarchie der Ebenen, in diesem Fall der möglichen abgeleiteten Subziele.. Die Ziele lassen sich in folgende Hierarchie einteilen:
4. Wie lassen sich persönliche Ziele definieren?
Allein die Erläuterung wie die Ziele einer Vision formuliert werden können ist einen eigenen Blog wert. Das gilt auch für alle anderen Elemente der Zielhierarchie. Um diesen Artikel nicht zu einem kleinen Buch auszudehnen, möchte ich dennoch ein praktisches Vorgehen anbieten, dass dir hilft individuelle Ziele zu definieren. Warum? Weil es wichtig ist deine Ziele im Leben zu finden und eigene Erfahrungen zu sammeln, die dir dabei helfen die hier bereitgestellten Information in eigenes Wissen zu verwandeln. Da jegliche Veränderung bei uns selbst beginnt - egal ob Führungskraft oder Mitarbeiter, macht es total Sinn auch mit eigenen Zielen zu beginnen. Unabhängig der möglichen Zielhierarchie gilt deshalb im Grundsatz die Sandparabel. Falls du sie nicht kennst, so kannst du sie hier lesen.
Was sind also die wichtigen Prioritäten in deinem Leben? Wie findest du diese heraus? Welche Schritte helfen dir dabei deine persönlichen Ziele zu definieren?
1. Finde deine Energieräuber: Identifiziere, was dir Energie raubt und was du nicht mehr haben möchtest. Hast du schon einmal versucht, die positiven und negativen Ereignisse des letzten Jahres oder Monats aufzuschreiben? Es fällt uns leichter, uns an Probleme und stressige Situationen zu erinnern. Offensichtlich prägen sie sich besser in unser Gedächtnis ein [8]. Aus diesem Grund macht es Sinn, zunächst über Dinge nachzudenken, die du nicht mehr haben möchtest. Nimm ein Blatt A4-Papier und schreibe an den äußeren Rändern die Dinge auf, von denen du dich verabschieden willst. Stelle dir dabei folgende Fragen:
- Was hat dich unter Stress gesetzt?
- Was möchtest du nicht mehr tun?
- Was sollte verbessert werden - schöner, einfacher, entspannter?
Achtung: Wenn du Energieräuber entdeckst und denkst "Alles darf passieren außer das", dann könnten diese eine deiner persönlichen negativen Grundaussagen offenbaren. Versuche nicht Vermeidungsziele zu reduzieren oder zu meiden und konzentriere dich stattdessen in den nächsten Schritten auf positive Ziele, die tatsächlich erreicht werden können - auch wenn es nur kleine Schritte sind.
2. Visualisiere eine ideale Zukunftsvorstellung: Ein Ziel beschreibt einen positiv formulierten Zustand in der Zukunft. Indem du ihn bildhaft vorstellst, gewinnt er an Kraft. Stell dir eine Welt nach deinen Wünschen vor - wie würdest du sie gestalten? Überlege dir dafür einen Zeitraum und schreibe ihn auf das Blatt. Was würdest du in dieser Welt tun? Gitarre spielen? Skifahren? Tauchen? Denke darüber nach, was diese Dinge für dich bedeuten und schreibe sie in die Mitte des A4-Blattes.. Achte aber darauf, dass diese Ziele
- positiv formuliert sind
- mindestens einen Nutzen und Zweck für dich beinhalten
- keine negativen Begriffe beinhalten, also weniger, nicht, kein, usw. enthalten
3. Setzte dir umsetzbare und messbare Teilziele: Die Ziele auf dem Papier sind vermutlich zu groß, um direkt erreicht zu werden. Formuliere daher Zwischenziele, die erreichbar sind und feiere deine Erfolge bei ihrer Umsetzung. Wenn du dies nicht tust, besteht die Gefahr, dass mit der Zeit deine Motivation nachlässt - insbesondere dann, wenn der Belohnungsaufschub (siehe Marshmallow-Experiment) zu lange dauert. Stelle sicher, dass diese Ziele messbar sind - nur so kannst du objektiv beurteilen ob du sie erreicht hast. Überlege dir gerne pro Schritt eine Belohnung für dich selbst als Ansporn zur Erreichung deiner gemessenen Ziele. Vermeide unbedingt überambitionierte Ziele, die Frustration auslösen könnten.. Achte darauf, dass die Ziele
- eine echte Verhaltensänderung von dir beinhalten. Visualisiere dazu einen Beobachter mit Videokamera. Was wäre anders und beobachtbar?
- mit Erreichung für Dich, Freunde, Familie, Arbeitskollegen sichtbar sind
4. Visualisiere deine Vision und Mission: Bisher hast du je nach Zeithorizont taktische oder strategische Ziele formuliert. Nun versuchen wir, daraus eine Vision und/oder Mission zu entwickeln. Wenn du auf deine Ziele schaust, welchen Traum kannst du dadurch erkennen? Welches Gefühl stellt sich in dieser Zukunft ein? Überlege dir, welche Rede jemand über dich halten würde, wenn du all das erreicht hättest.
- Forme dir aus den Zielen die du vor Augen hast und entwickle daraus ein visionäres Zielbild. Beschreibe dies mit ein paar Sätzen oder nimm das was du wahrnimmst mit deinem Audiorekorder im Handy auf
- Formuliere einen Slogan der dich wie ein Lied begleiten soll. Wie könnte dieser Slogan lauten?
5. Beginne mit der Umsetzung: Im Zeitmanagement wird oft die Sandparabel verwendet. Aber wie kann diese konkretisiert werden? Dafür schlägt Michael Hyatt [9] die 3x3-Methode vor. Da nimmst du dir für die nächsten 3 Monate maximal 3 Ziele vor (kleine strategische Ziele), die du erreichen möchtest. Für diese drei Ziele setzt du dir wöchentlich maximal 3 Etappenziele (kleine taktische Ziele). Und jeden Tag setzt du dir maximal drei Aufgaben (kleine Initiativen), die du umsetzen kannst. Dadurch sollten erkennbare Fortschritte in der Verwirklichung deiner Ziele deutlich werden. Für die 3x3-Methode kannst du ein paar Prinzipien anwenden:
- Priorisierung: Priorisiere deinen Tag auf die wichtigsten 3 Themen und vermeide dadurch lange Listen von Aktivitäten
- Fokus: Fokussiere dich auf Qualität statt Quantität. Welche Dinge lassen sich verbessern? Mache nicht mehrere Dinge schlecht, sondern sondern konzentriere dich auf die Stärkung der Stärken. Eliminiere dabei Ablenkungen.
- Disziplin: Nutze die Vorteile der 3x3-Regel und wende sie konsequent an. Messe dabei deinen Fortschritt und feiere deine Erfolge.
- Ruhe: Nutze das Wochenende zur Erholung und setzte dir dort keine Ziele.
3, Fazit
Wir haben gelernt, dass Ziele ein Konzept sind um Komplexität zu reduzieren. Ebenso geben Ziele unserem Leben eine Richtung und einen Sinn, Wenn wir Ziele richtig setzen, dann sichern wir uns Motivation und Sicherung unserer Bedürfnisse. So geben uns Ziele ein Maß an Orientierung und Perspektive, weil sie uns etwas vor Augen führen, dass erreichbar ist. Ebenso reduzieren Ziele aber unsere wahrgenommene Komplexität und geben uns ein Gefühl des Stolzes, ein Ziel zu erreichen. Das wird uns in unserer Selbstwirksamkeit motivieren. So sind Ziele Mittel zur Erreichung unserer Zwecke, die uns helfen unser Können, unser Gefühl von Verantwortung (Autonomie) und unseren Sinn zu entwickeln.
Klar, oder?
Herzlichst,
Matthias
Quellen
- [1] V. E. Frankl, Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn, 1985, ISBN: 9783492202893
- [2] H. G. Ruß, Wissenschaftstheorie, Erkenntnistheorie und die Suche nach Wahrheit, 2004, ISBN: 978-3-17-018190-8
- [3] Scheibe, S., Freund, A. M., & Baltes, P. B. (2007). Toward a developmental psychology of Sehnsucht (life longings): The optimal (utopian) life. Developmental Psychology, 43, 778–795.
- [4] N. Luhmann, Zweckbegriff und Systemrationalität: Über die Funktion von Zwecken in sozialen Systemen, 1973, ISBN: 978-3518276129
- [5] A Guide to the Project Management Body of Knowledge (PMBOK Guide), 2017, ISBN: 978-1628251845
- [6] K. Schubert, M. Klein: Das Politiklexikon, 2020, ISBN: 978-3-8389-0174-9
- [7] [#DNO, OKR Methode, https://digitaleneuordnung.de/blog/okr-methode/
- [8] A. Bierbrauer et. al., The memory of a stressful episode, 2021, Current Biology,DOI: 10.1016/j.cub.2021.09.044
- [9] M. Hyatt, https://businessaccelerator.com/the-3x3-goal-achievement-strategy/
- [10] https://www.cnbc.com/2018/10/02/steve-jobs-heres-what-most-people-get-wrong-about-focus.html